Die japanische Mafia ist weltweit bekannt unter dem Namen Yakuza (ヤクザ). Dabei handelt es sich um eine traditionell japanische kriminelle Organisation, die seit über 100 Jahren aktiv ist. Man kann sie mit der italienischen Mafia vergleichen, wobei sie in Japan als bōryokudan, „gewalttätige Gruppen“, bezeichnet werden. Die Yakuza selbst sehen sich allerdings als ninkyō dantai, was so viel bedeutet wie „ritterliche Gruppen“.
Yakuza, die japanische Mafia
Der Begriff Yakuza bezeichnet dabei nicht eine einzige Bande, sondern ist vielmehr ein Sammelbegriff für verschiedene rivalisierende Gruppen mit jeweils Tausenden von Mitgliedern. Trotz Konkurrenz teilen diese Gruppen gemeinsame Rituale, Werte und interne Regeln. Insgesamt zählt die Yakuza rund 130.000 Mitglieder, nicht nur in Japan, sondern auch in Ländern wie Thailand, Südkorea und in westlichen Städten wie New York, Paris oder Amsterdam.
Der Name Yakuza kommt von „Oicho-Kabu“
Der Begriff „Yakuza“ stammt ursprünglich von einem japanischen Kartenspiel namens Oicho-Kabu. Ziel des Spiels ist es, mit drei Karten möglichst nahe an die Zahl 9 zu kommen. Die Kombination Ya(8), Ku(9), Za(3) ergibt jedoch 20, das schlechteste mögliche Ergebnis. Weil sich die frühen Yakuza stark mit Glücksspiel beschäftigten, wurde dieser Begriff als Bezeichnung für sie übernommen.
Die Geschichte der Yakuza
Niemand weiß genau, wann die Yakuza genau entstanden ist, aber es ist bekannt, in welcher Periode die Organisation zum ersten Mal in Erscheinung trat. Dies war in der sogenannten Edo-Zeit. In dieser Periode gab es zwei Bevölkerungsgruppen, die an der Wiege der Yakuza standen:
Tekiya: Diebe, Hehler und Händler mit verbotenen Waren
Bakuto: Mitglieder, die sich mit allem rund ums Glücksspiel beschäftigten
Die japanische Gesellschaft betrachtete diese Gruppen als „niedrig“. Deshalb begannen diese Menschen, Organisationen zu gründen. Langsam aber sicher weiteten sie ihren Einfluss aus, insbesondere indem sie kleinen Läden Geld abpressten im Austausch für Schutz. Auch wurden diese Organisationen oft als Sicherheitsdienst eingesetzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es durch Armut und Zerstörung zu einem gigantischen Anstieg der Mafia-Mitglieder. Die kriminelle Organisation zählte auf ihrem Höhepunkt rund 200.000 Mitglieder, und die japanische Polizei hatte nur wenig Kontrolle über diesen großen Anteil an der Bevölkerung. Korruption und Strafverfolgung gingen lange Zeit Hand in Hand.
Heutzutage tut die Yakuza viel mehr als nur Glücksspiel und Diebstahl. Trotzdem sind diese „Wurzeln“ noch immer in den Ritualen der Organisation erkennbar. Auch identifizieren sich bestimmte Banden und Familien weiterhin mit den Tekiya oder den Bakuto. Zum Beispiel: Wenn eine bestimmte Bande hauptsächlich mit Glücksspiel ihr Geld verdient, dann wird sie sich Bakuto nennen.
Wie funktioniert die Yakuza?
Die Hierarchie der Yakuza ist alles andere als einfach. Wie bereits erwähnt wurde, ist die Yakuza keine spezifische Bande, sondern eher ein Sammelbegriff. Die Yakuza ist nämlich in Familien und Clans unterteilt. An der Spitze einer Familie steht der Oyabun, eine Art „Pate“. Er leitet die Familie von seinem Hauptquartier aus. Es gibt je nach Region und Stadt auch lokale Anführer, die alle dem Oyabun gehorchen. Die Bande Yamaguchi-gumi ist die größte Familie innerhalb der Yakuza und besteht aus sage und schreibe über 850 Clans.
Die größten Yakuza-Familien sind die Yamaguchi-gumi (55.000 Mitglieder), Sumiyoshi-kai (20.000 Mitglieder), Inagawa-kai (15.000 Mitglieder) und Aizukotetsu-kai (7.000 Mitglieder).
Traditionen innerhalb der japanischen Mafia
Die Yakuza kennt viele Traditionen. Diese unterscheiden sich zwar von Familie zu Familie, sind jedoch im Großen und Ganzen ähnlich. Eine der wichtigsten und vielleicht extremsten Traditionen ist die sogenannte Yubitsume-Tradition. Ein Bestandteil dieser Tradition besteht darin, dass man sich einen Finger abschneidet (!). Warum? Dies ist eine Form der Entschuldigung. Wenn ein Mitglied der Yakuza einen schweren Fehler gemacht hat, muss es Reue und Bedauern zeigen, indem es sich einen Finger abschneidet. Es gibt also viele Yakuza-Mitglieder, denen ein oder mehrere Finger fehlen.
Diese Tradition stammt aus der Zeit, in der man noch Katanas und Schwerter trug. Um ein Schwert zu halten, benötigte man alle Finger. Wer also gezwungen war, sich einen oder mehrere Finger abzuschneiden, hatte deutlich mehr Mühe, ein Schwert zu führen. Es war also auch eine Form der Bestrafung.
Heutzutage sieht man diese Tradition immer seltener. Und das liegt nicht an dem Grund, den man zunächst vermuten würde. Man könnte meinen, sie sei altmodisch und schlichtweg unmenschlich. Aber genau das ist nicht der Grund! Es ist vielmehr so, dass Mitglieder der Yakuza sehr leicht zu erkennen sind, wenn ihnen ein Finger fehlt. Vor allem die japanische Polizei achtet sehr genau darauf. Deshalb wird immer häufiger auf diese Tradition verzichtet.
Yakuza-Tätowierungen
Natürlich gibt es auch die berühmten Yakuza-Tattoos. Mitglieder der Yakuza sind bekannt für ihre großflächigen Tätowierungen, die den gesamten Körper bedecken. Diese Tradition nennt sich Irezumi und existiert bereits seit Jahrhunderten. Die Tattoos werden auch heute noch auf altmodische Weise gestochen: mit Nadeln, gehärtetem Stahl oder sogar Bambus. Dieser Prozess ist extrem schmerzhaft und kann sich über Jahre hinziehen. Normalerweise versuchen Mitglieder, diese Tätowierungen zu verbergen, denn auch anhand dieser Tattoos sind sie sehr leicht zu erkennen.
Das offene Zeigen von kriminellen Tätowierungen ist in Japan verboten. Doch nicht während des Sanja Matsuri-Festivals, das rund um den Senso-ji-Tempel im Stadtteil Asakusa stattfindet. Hier präsentieren die berüchtigtsten Yakuza-Mitglieder aus verschiedenen Clans nur allzu gerne ihre Tattoos.
Eine interessante Tatsache ist, dass Onsens (japanische Badehäuser) bis heute Menschen mit Tätowierungen aus genau diesem Grund den Zutritt verwehren. Tätowierungen werden in Japan hauptsächlich mit der Yakuza in Verbindung gebracht. Achte also unbedingt darauf, falls du ein Badehaus besuchen möchtest, hier findest du mehr zur Onsen-Etikette.
Die Yakuza heute
Heutzutage beschäftigt sich die Yakuza mit allen möglichen Formen der Kriminalität. Dazu gehören Waffen- und Drogenhandel, Erpressung, Überfälle, aber natürlich auch Glücksspiel. Außerdem ist sie im Bereich der Korruption sehr aktiv. Es ist bekannt, dass sie versuchen, die japanischen Wahlen zu manipulieren und auch wirtschaftlich viele Gesetze und Regeln brechen.
Nicht jede Familie beschäftigt sich mit Drogen oder Waffen. Manche Familien empfinden das als unehrenhaft und lehnen es strikt ab, an solchen Geschäften teilzunehmen. Sie verbieten ihren Mitgliedern sogar jeglichen Kontakt mit diesem Handel. Das gilt allerdings nicht für alle Yakuza-Familien.
Was eigentlich ziemlich einzigartig ist: Die Yakuza setzt Gewalt nur dann ein, wenn es wirklich notwendig ist. Deshalb verlaufen die meisten ihrer (illegalen) Aktivitäten völlig gewaltfrei. Dafür gibt es mehrere Gründe. Der wichtigste ist, dass sie durch Gewaltverzicht nicht vom japanischen Volk gehasst werden.
Doch auch das verändert sich zunehmend. Trotz des möglichst geringen Einsatzes von Gewalt scheint es, dass die japanische Bevölkerung die Yakuza immer weniger akzeptiert. Zudem halten sich die neuen, jüngeren Mitglieder immer seltener an die traditionellen Werte und Normen. Sie greifen sehr wohl häufig zu Gewalt, Drogen und Schusswaffen.
Die Yakuza ist nicht nur eine kriminelle Organisation
Die Yakuza ist nicht nur als kriminelle Organisation bekannt. So eilte sie nach dem verheerenden Erdbeben und Tsunami im Jahr 2011 der japanischen Bevölkerung schnell zur Hilfe. Mehrere Familien schickten hunderte Lastwagen voller Decken, Wasser und Hilfsgüter in die Katastrophengebiete.
Muss ich Angst vor der japanischen Mafia haben, wenn ich durch Japan reise?
Nein, die Yakuza gehört zur japanischen Kultur und ist tief verwurzelt in allen Städten, Werten und Normen. Sie verwenden wenig bis gar keine Gewalt und sehen Ausländer lieber in ihren Glücksspielpalästen wieder als sie mit Gewalt abzuschrecken. Auch deshalb gilt Japan als eines der sichersten Länder der Welt.
Nicht nur in Japan aktiv
Die Organisation ist nicht nur in Japan aktiv. Nein, auch im Ausland hat die Yakuza Interessen und großen Einfluss. Man denke an Länder wie Thailand, die Philippinen, Vietnam, China, Südkorea, die USA und sogar Nordkorea! Auch dort beschäftigen sie sich mit dem Handel illegaler Waren, Menschenschmuggel, Glücksspiel und anderen kriminellen Aktivitäten. Es ist daher auch keine Überraschung, dass die Yakuza als die einflussreichste kriminelle Organisation der Welt gilt!
Top 10 Yakuza-Filme
- Hana-bi (Hana-bi – Feuerblume)
- Yoidore Tenshi (Der Engel, der trank / Der Engel, der betrunken war)
- Kawaita Hana (Ein blutiger Sommer)
- Brother (Brother)
- Sonatine (Sonatine)
- Outrage (Outrage – Yakuza vs. Yakuza)
- Drunken Angel (Der betrunkene Engel)
- The Wolves (Die Wölfe)
- Zatōichi (Zatoichi – Der blinde Samurai)
- Gozu (Gozu – Die Geister der Yakuza)
Westliche Filme mit Yakuza-Thematik
- Kill Bill Vol. 1, 2 & 3 (Kill Bill: Volume 1 / Kill Bill: Volume 2 / Kill Bill: Volume 3 – noch nicht erschienen)
- Ichi the Killer (Ichi the Killer)
- Dead or Alive (Dead or Alive)
- Showdown in Little Tokyo (Showdown in Little Tokyo)
- Outrage (Outrage – Yakuza vs. Yakuza)
- Beyond Outrage (Outrage Beyond)
- Boiling Point (Boiling Point – Die Bombe tickt)
- The Yakuza (Yakuza)
- Another Lonely Hitman (Another Lonely Hitman – Der letzte Auftrag)
- Branded to Kill (Branded to Kill – Gezeichnet zum Töten)
Übersicht der Yakuza-Clans
Clan | Hauptsitz | Mitgliederzahl* |
---|---|---|
Yamaguchi-gumi VI | Kobe | 55.000 |
Sumiyoshi-kai | Tokio | 20.000 |
Inagawa-kai | Tokio | 15.000 |
Kudō-kai V | Fukuoka | 3.000 |
Taishū-kai | Fukuoka | 2.000 |
Kyokuryū-kai | Okinawa | 1.000 |
Aizu-Kotetsu-kai VI | Kyoto | 6.000 |
Kyōsei-kai V | Hiroshima | 4.000 |
Gōda-ikka VII | Yamaguchi | 4.000 |
Kozakura-ikka IV | Kagoshima | 4.000 |
Asano-gumi IV | Okayama | 2.000 |
Dōjin-kai | Fukuoka | 1.000 |
Shinwa-kai II | Kagawa | 1.000 |
Sōai-kai | Chiba | 3.000 |
Kyōdō-kai III | Hiroshima | 2.000 |
Sakaume-gumi IX | Osaka | 4.000 |
Kyokutō-kai-Matsuyama | Tokio | 3.000 |
Azuma-gumi II | Osaka | 4.000 |
Matsuba-kai | Tokio | 4.000 |
Fukuhaku-kai III | Fukuoka | 500 |
Kyushu Seido-kai | Fukuoka | 500 |
*Schätzungen der japanischen Regierung und Anti-Kriminalitätsorganisationen, tatsächliche Zahlen können abweichen.
Häufige Fragen zur Yakuza (FAQ)
🇯🇵 Was ist die Yakuza?
Die Yakuza ist ein anderer Name für die japanische Mafia. Es handelt sich um eine Gruppe, die traditionell innerhalb Japans kriminelle Aktivitäten ausübt. Heutzutage sind die Landesgrenzen jedoch weniger streng, und die Yakuza ist auch außerhalb Japans tätig.
♣️ Woher stammt der Name Yakuza?
Der Name „Yakuza“ stammt ursprünglich von einem japanischen Kartenspiel namens Oicho-Kabu. Ziel des Spiels ist es, mit drei Spielkarten eine Gesamtsumme von 9 zu erreichen. Das Wort Yakuza besteht sozusagen aus drei Teilen: Ya(8), Ku(9) und Za(3).
🔢 Wie viele Mitglieder hat die Yakuza?
Die genaue Zahl der Yakuza-Mitglieder ist nicht bekannt, aber die japanische Regierung versucht, die Gruppe zu erfassen. Die Zahl der Mitglieder wird derzeit auf weltweit 120.000 geschätzt, von denen die meisten in Japan ansässig sind.
Externe Quellen:
Encyclopedia Britannica, Yakuza und National Police Agency Japan, Bōryokudan Übersicht